Zustimmung aus kompetenten Reihen erhielt der SPD-Spitzenkandidat Ude für seinen Vorstoß im Hinblick auf die wahlweise Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums. Im Gegensatz zu Kultusminister Spaenle (CSU), welcher für den Vorschlag nur Spott übrig hatte, bewertete der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes Peter Meidinger den Vorschlag äußerst positiv.
Ude hatte das Festhalten am überstürzt eingeführten G 8 kritisiert. Es sei unzumutbar, wenn man auf das achtjährige Gymnasium pocht mit dem Ergebnis, dass derart viele Schüler durchfallen - um dann letztlich gleich zehn Jahre dort zu verweilen. Vielmehr solle man den Betroffenen selbst die Wahl zwischen einem neun- oder achtjährigen Gymnasium überlassen. Damit könne man den teilweise unerträglichen Leistungsdruck am G 8 mindern, erklärte auch der SPD-Bildungsexperte Martin Güll. Eine derartige Regelung wurde bereits in Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein umgesetzt.
Die Arbeitsgemeinschaft für Bildung in Bayern (AfB) steht dem Vorschlag offen gegenüber, eine überstürzte Einführung der Wahlmöglichkeit ohne stichhaltiges Konzept wäre jedoch fatal für alle Beteiligten. Man sollte auf jeden Fall darüber nachdenken das die Entscheidung nicht bereits in der fünften Klasse getroffen werden muss. Damit würde man den Druck auf die Familien nur erhöhen. Die Problematik, dass es gerade in kleineren Gymnasien nicht umsetzbar ist G8 und G9 parallel laufen zu lassen, könne man durch die Gestaltung der Flexibilität in der Oberstufe umgehen, so Marion C. Winter, Landesvorsitzende der AfB. Erst dann sollen die Schüler je nach angestrebtem Studium entscheiden, ob sie es vorziehen, das Abitur nach der zwölften oder nach der dreizehnten Klasse abzulegen. Den Oberstufenschülern würde damit die Möglichkeit gegeben, den Stoff wenn nötig zu vertiefen. Auch Auslandsaufenthalte oder Praktika könnten in diese verlängerte Zeitspanne eingebunden werden.
Die Probleme des G 8 insgesamt wären dennoch mit dieser Maßnahme nicht gelöst. Die bestehenden Missstände in den Klassen fünf bis zehn können laut Winter nur durch eine umfassende Änderung des Gesamtkonzeptes beseitigt werden.